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Der Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster 2020 geht an den deutsch-bosnischen Schriftsteller Sas̆a Stanis̆ić. Die Jury fällte ihre Entscheidung auf ihrer Sitzung am 2. Oktober 2019 unter Würdigung des 2019 im Luchterhand Verlag erschienenen Prosabands „Herkunft“.
Foto: Presse Stanisic
Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Sas̆a Stanis̆ić schickt in seinem autofiktionalen Text „Herkunft“ den Ich-Erzähler auf Expeditionen in den Erinnerungsschatz seiner Familie, der sich über drei Generationen hinweg bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs erstreckt. Dabei wird das am Buchanfang gesetzte Motiv der Demenz der Großmutter auf virtuose Weise verschränkt mit der Wiedererlangung, ja Rettung individueller historischer Erfahrung durch die Spurengänge des Erzählers in die Vergangenheit. Eine besondere Rolle spielen die Orte der familiären Wurzeln, die durch einen überbordenden Reichtum kultureller Facetten bis hin zu magischen Räumen verdichtet werden. Dies alles geschieht in einer offenen, wunderbar geschmeidigen Erzählform und einem spielerischen Sprachgestus, der die bitteren Momente migrantischer Erfahrung zärtlich und ohne billigen Trost aufbewahrt.“
Der Hans-Fallada-Preis der Stadt Neumünster wird alle zwei Jahre verliehen, er ist mit 10.000 Euro dotiert und soll am 10. März 2020 im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung an den 19. Preisträger überreicht werden. Mitglieder der Jury waren dieses Mal: 1. Stadtrat Carsten Hillgruber als Vorsitzender, Dr. Sandra Kerschbaumer, Dr. Stefan Knüppel, Burkhard Möbius, Dr. Wolfgang Sandfuchs, Frauke Tensfeldt und Franziska Wolffheim.
Sas̆a Stanis̆ić wurde 1978 in Visegrad im damaligen Jugoslawien geboren. Als Folge des ethnischen Bürgerkriegs im zerfallenden Jugoslawien flüchtete die Familie 1992 nach Heidelberg, wo er später Slawistik und Deutsch als Fremdsprache studierte. Als Romanautor debütierte Stanis̆ić 2006 mit dem autobiografischen Band „Wie der Soldat das Grammofon repariert“. Seither erhielt er eine ganze Reihe literarischer Auszeichnungen, darunter den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs (2005), den Alfred-Döblin-Preis (2013), den Preis der Leipziger Buchmesse (2014), den Rheingau-Literaturpreis (2016) und den Schubart-Preis der Stadt Aalen (2017). Der Autor lebt mit seiner Familie in Hamburg.